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Seide - Königin der Garne

Seide – Königin der Garne

Auch wenn Seide in vielen Kleiderschränken beheimatet ist, bleibt es dabei: Diese Naturfaser ist das edelste Garn der Welt und ist seit jeher bestimmt für die edelsten Gewänder der Menschen. Indische Saris, japanische Kimonos, koreanische Hanboks, Gewänder von Kirchenfürsten und des Kaisers vornehme Kleider waren aus diesem geheimnisvollen Garn, deren Monopol China über mehr als tausend Jahre hatte.

Schon der Entstehungsprozess macht Seide einzigartig

Qualitativ als hochwertigste Seiden dürfen die gelten, die von dem Seidenspinner Bombyx Mori, auch Maulbeerspinner genannt, gesponnen werden. Diese Seiden haben den längsten Faden, weil die Kokons im Ganzen vor dem Schlüpfen der Raupen geerntet werden. Es dauert etwa vier Wochen bis die Kokons groß genug sind, um sie einer Hitzebehandlung zu unterziehen.

Zur Gewinnung des Fadens werden die Kokons mit heißem Dampf behandelt, danach in heißes Wasser getaucht und gebürstet. Das passiert um den Seidenbast – das Sekret der Raupe, die die Fäden zu dem Kokon verleimt – zu lösen und einen feinen, glatten Faden entstehen zu lassen. Die Fäden von 3 bis 8 Kokons werden zusammen abgehaspelt. So entstehen ca. 300 – 800 m Rohseidenfäden, die am Webstuhl zu unterschiedlichen, hochwertigen Qualitäten verarbeitet zu werden wie z.B. der Seidentaft.  Dabei entstehende Abfallprodukte werden ebenfalls weiter verarbeitet, häufig zu Bouretteseiden.

Was Seide so unvergleichlich macht:

  • die geringe Dichte – sie ist immer leicht und angenehm zu tragen
  • sie hat eine hohe Formbeständigkeit
  • sie wirkt gut isolierend – sie ist im Winter warm und kühlt im Sommer
  • sie ist die stärkste bekannte Naturfaser
  • sie kann sowohl schimmernd und
    glänzend, als auch strukturiert und grob in ihrer Beschaffenheit sein
  • sie nimmt Farbstoffe sehr gut auf
  • sie ist hitzebeständig
  • sie ist nicht statisch aufladbar 

„Seide ist härter als Stahl.
Was dieses Material aushält, ist ganz unglaublich.“
Edgar Nierentz, ehem. Prokurist


Die spinnen, die Raupen

Die größte Bedeutung in der Seidenproduktion haben die
Maulbeerspinner, die die Seide für die Zuchtseiden-Produktion liefern. In unermüdlicher Geschäftigkeit spinnt die Raupe einen Kokon. Dabei häutet sie sich insgesamt viermal und ist ca. 35 Tage nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei spinnreif. 

Die Raupe besitzt dafür Spinndrüsen, welche aus einem vielfach gewundenen Schlauch bestehen und aus deren hinterem Teil die Seidensubstanz abgesondert wird. Diese besteht aus speziellen Proteinen. Das entstehende Seidenmaterial wird über dünne Gänge zu einer Spinnwarze am Kopf der Raupe geleitet. Das aus dieser Drüse austretende Sekret erhärtet bei Kontakt mit der Luft sofort zu einem Faden.

Dadurch, dass die Raupe während das Material austritt gezielte Kopfbewegungen macht, wickelt sie den Faden um sich herum und baut sich so aus diesem Seidengespinst einen stabilen Kokon. Dabei legt die Raupe bis zu 300.000 Fadenwindungen um sich herum. Faszinierend hierbei ist, dass dieser Kokon aus einem bis zu 900 Meter lange Faden besteht!

Um die Seide herzustellen, werden die Raupen vor dem Schlüpfen mit heißem Wasser oder Wasserdampf getötet. Dies soll ein Zerreißen des Kokons verhindern. Da die einzelnen Filamente aufgrund des Seidenleims zusammenkleben, entsteht der Seidenfaden, auch Grège genannt. Um die Seide von ihrem gelblichen Leim zu befreien, wird sie in Seifenwasser gekocht. Dies nennt man auch Entschälen oder Degummieren.

Nach diesem Vorgang erscheint sie weißlich und ist dünner, glänzender und geschmeidiger. Abschließend gibt es noch weitere chemische Aufbereitungsverfahren um Seide zu veredeln, z.B. durch Schwefeldioxid, welches die Seide bleicht.